Im Jahr 2017 entstand von Siegfried und Elfriede Denzel die Idee, entlang der Radwege im schwäbischen Donautal 7 Wegkapellen aufzubauen. Sie sind ein Projekt der Denzel-Stiftung. Alle 7 Kapellen sind aus Holz und wurden von 7 unterschiedlichen Architekten entworfen. So unterschiedlich schauen auch die einzigartigen Kapellen aus. In jeder Kapelle befindet sich eine Kiste mit Liederbüchern und Bibeln.
Weitere Informationen zu den Kapellen findest Du hier.
In Youtube kann man sich einen lebendigen Überblick über die Kapellen machen. Ein ca. 153 km langer Radweg verbindet die Kapellen miteinander. Ich hatte mal in der Zeitung einen Bericht darüber gelesen. Das hat mich neugierig darauf
gemacht. Und so machte ich mich im März 2022 auf dem Weg, die Kapellen aufzusuchen und war von ihrer Architektur sehr angetan.
Als erstes besuchte ich die 2018 eingeweihte Denzelkapelle bei Emmersacker. Der Architekt dieser Kapelle heißt Wilhelm Huber.
Idyllisch schmiegt sich die hölzerne Kapelle mit ihren 12 m hohen Turm am Waldrand an.
Der Innenraum ist weiß und schlicht mit einem einfachen Metallkreuz. Das mundgeblasene
blaue Glas in der Turmdecke leuchtet den Raum aus und soll die Verbindung zum Himmel
darstellen. Vor dem Kreuz befindet sich eine Sitzbank, die zum Verweilen einlädt.
Wenn man von Oberthürheim (Ortsteil von Buttenwiesen) Richtung Westen durch ein kurzes
Waldstück fährt eröffnet sich danach das weite, flache Donautal. Dort befindet sich am Rande die
nächste Wegkapelle, die mir von allen 7 Kapellen am besten gefallen hat. Sie wurde von Christoph Mäckler entworfen und 2020 eingeweiht. Im Innenraum wird durch 172 blaue Farbgläser und einem goldgelbes Kreuz, durch das die Sonne scheint, eine stimmungsvolle Atmosphäre erzeugt.
Diese schlichte Holzkapelle, 8 Meter lang und 3 Meter breit und dessen 76 Grad steile Dach 12 Meter hoch ist, lädt zum Meditieren und zur Ruhe ein. Auch im Außenbereich ist es sehr ruhig, weil hier fast keine Autos vorbei kommen.
Noch vier Bilder vom Dezember 2023
Zwischen Buttenwiesen und Tapfheim, in den Donauauen, steht die nächste außergewöhnliche, mit
Holzschindeln bedeckte, Kapelle etwas versteckt und abgelegen bei der Ludwigschwaige. Aber man kann sie finden, wenn man nach ihr sucht. Sie wurde vom Architekt Alen Jasarevic entworfen und 2020 eingeweiht.
Die Kapelle ist 12 Meter hoch, an der schmalsten Stelle 2 m und an der breitesten Stelle 5 m breit.
Die Idee zum Entwurf dieser Kapelle sind zum Gebet gefaltete Hände.
Im Innenraum wird das einfallende Licht der Sonne durch das Stahlkreuz im Spitz geteilt. Je
nach dem, wie die Sonne steht, verändert sich das Licht darin.
Angeblich wurden die zwei Stäbe für das Kreuz aus der Donau geborgen.
Dann geht es weiter zur Kapelle Kesselostheim bei Bissingen.
Von weitem sieht man sie schon, die an einem Hang stehende 4x4 m quadratische und 14m
hohe Wegkapelle aus Holzlamellen. Eingeweiht wurde sie 2020 und entworfen vom Berliner Architekten Volker Staab. Wenn man in sie hineingeht, befindet sich dort ein
Sitzplatz. Wenn man den Kopf nach oben neigt, sieht man am obersten Ende des Turms ein
Kreuz. Nach oben und seitlich ist alles offen und man hört den Wind zwischen den
Holzlamellen pfeifen. Das Sonnenlicht das zwischen den Lamellen hindurchkommt zeichnet,
je nach Tageszeit, unterschiedliche Muster auf das Holz.
Vor der Kapelle hat man ein wunderschönes Panorama in das Kesseltal.
Jetzt stelle ich Dir eine, meiner Meinung nach, ganz außergewöhnliche Kapelle vor: Die Wegkapelle Unterliezheim von John Pawson. Sie wurde 2018 errichtet.
Vom Ortsrand von Unterliezheim führt ein fast 2 km langer Weg über Felder bis zum
Waldrand einen Hügel hinauf. Am Nachmittag steht die Kapelle im Schatten, deshalb kann
man sie zuerst gar nicht erkennen. Erst ca. 400 m davor erkennt man einen fast unauffälligen Holzbau am Waldrand.
Die Kapelle ist besonders durch ihre Schlichtheit ausgezeichnet, weil sie nur das Allernötigste
besitzt. Das Gebäude besteht aus 40 schwarzwälder Douglasienstämme, die einen
Durchmesser von 90 cm und eine Länge von 12,5 m haben.
Von außen sieht das 7,22 m hohe Gebäude, wie geschichtete Baumstämme aus. So passt sie gut
zum Waldrand und fügt sich an die umliegenden Bäume an.
Im Innenraum ist ein gedämmtes Licht und man kann das Holz riechen. Das Kreuz besteht aus Bernsteinglas. Auch hier lädt eine Sitzbank zum Innehalten ein.
Eine weitere Kapelle steht bei Oberbechingen, die vom Architekt Frank Lattke entworfen wurde. Im Jahre 2019 wurde sie eingeweiht. Sie steht in einer offenen und freien Landschaft. Von dort aus kann man über das Dattenhauser Ried bis nach Baden Württemberg schauen.
Diese Kapelle war gar nicht so leicht zu finden. Auf gut Glück bin ich aber eine kleine
verbotene Straße entlang gefahren, weil ich die Kapelle hinter einem Hügel vermutete.
Und da stand sie, in voller Pracht, in der Weite dieser schönen Landschaft. Die Kapelle hat eine Grundfläche von 4,80 x 4,80 m und ist 7,30 m hoch. Die Konstruktion ist asymmetrisch. Der aus heimischen Fichtenholz ausgestaltete Innenraum mit seinen Lichtspalten lädt zum Meditieren und Beten ein.
Die Letzte der 7 Denzelkapellen steht bei Gundelfingen und war noch schwerer zu finden. Es hat
eine Weile gedauert, bis ich dort war. Sie steht im Donautal, nahe an Gundelfingen a. d.
Donau. Sie ist ganz anders, als die bisherigen Kapellen und gleicht einem kleinen römischen Tempel. Diese Kapelle wurde von Hans Engel entworfen und 2018 eingeweiht.
Sie hat eine würfelförmige Größe von 5,06 m pro Seite. An den Ecken sind Blutbuchen
gepflanzt, die jahreszeitbedingt leider nicht schön aussahen, weil die vertrockneten Blätter noch daran hingen. Die zwölf gedrechselten Rundsäulen bestehen aus Lärchenholz.
Zwischen den Säulen befinden sich drei Glasswände, auf denen religiöse oder philosophische
Sprüche von prominenten Autoren stehen. In der Mitte hängt eine runde Farbglasscheibe, in der ein Kreuz zu sehen ist – gestaltet von der Künstlerin Anita Rist-Geiger. Trotz dieser außergewöhnlichen Bauweise, war diese Kapelle die, die mir am wenigsten gefallen hat, was vielleicht auch daran lag, weil die Sonne schon am untergehen war und dieser besondere Ort im Schatten lag. Diese Kapelle ist die einzige, in der Tische zum Rasten einladen. Man kann sich dort nicht nur besinnen und nachdenken, sondern man kann dort auch wirklich einen Imbiss zu sich nehmen.
Das waren meine Erlebnisse auf meinem Denzel-Kapellen-Trip. Ich kann es nur jedem empfehlen die einzelnen Kapellen selbst zu besuchen. Es lohnt sich wirklich, denn sie sind alle besondere Unikate.
Danke fürs Lesen und Anschauen!
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